Glossar zur Begriffserklärung

Extremismus

Extremismus (lateinisch extrēmus, das Äußerste) steht im Gegensatz zu den Werten des demokra­ti­schen Verfassungsstaats, etwa des Pluralismus. Extremist*innen denken häufig in Schwarz-Weiß-Bildern und argumentieren mit ihnen, verwenden beispielsweise antisemi­tische Ver­schwö­rungstheorien, stellen das Idealbild einer einheitlichen Gesellschaft in den Mittelpunkt und glauben an eine Bestimmung, die sie geschichtlich rechtfertigen („Geschichts­deter­minis­mus“). Im Extremismus gibt es unterschiedliche Ausrichtung wie reli­giöse Über­zeugungen, eine linke oder rechte politische Einstellung. Rechtsextremist*innen glauben an die Über­legen­heit der „weißen Rasse“ und zeigen mitunter eine Nostalgie für den Faschismus, spe­ziell zum Nationalsozialismus. Linksextremist*innen sehen im Kapitalismus ein zentrales Feind­bild.
 

Religiöser Extremismus

Der religiöse Extremismus bezieht sich primär und originär auf religiös motivierte Kräfte. Charak­te­ri­siert wird religiöser Extremismus dadurch, dass er sich gegen den Pluralismus­gedanken richtet. Religiöse Extremismen weisen eine missionarische Grundstruktur auf. Besonders in der Diskussion um islamistischen Extremismus wird der Begriff als Bezeichnung des Aufstandes gegen die „Moderne“, speziell gegen die „westliche Welt“, gebraucht.
 

Terrorismus

Terrorismus (lateinisch terror, Angst, Schrecken) bezeichnet die systematische Anwendung von Gewalt, um dadurch einen Schockeffekt zu erzielen. Damit ist sein Zweck in erster Linie nicht, einen Feind zu besiegen, sondern eine politische Botschaft zu verkünden. Terrorismus hat so ideologische Ziele. Er kann sich durch Rassismus, Antisemitismus, den Hass auf Politiker*innen, den Kampf gegen Kapita­list*innen oder religiöse Akteure ausdrücken. Die meisten Definitionen von Terrorismus beziehen sich auf substaatliche Akteure. Weniger häufig werden Staaten als terroristisch bezeichnet. Terroristischen Akten geht in der Regel eine Planungs­phase voraus, weshalb man lange an­nahm, dass nur (hierarchisch organisierte) Gruppen derartige Gewaltakte ausführen können. Im digitalen Zeitalter hat sich dies allerdings geändert, denn nun können auch Einzel­täter*innen, die virtuell mit anderen vernetzt sind oder sich Anregungen im Internet holen und online ihre Botschaft verbreiten, hinter Terror­anschlägen stehen.
 

Radikalismus

Radikalismus (lateinische Wurzel radix) bedeutet im eigentlichen Wortsinn Ursprünglichkeit. Die Bezeichnung wird heute für Bestrebungen verwen­det, die Ziele verfolgen, welche per se nicht antidemokratisch sind, jedoch außerhalb des demokratischen Mehrheits­konsenses liegen. Damit markiert er eine Grauzone. Bei einer Differenzierung zwischen Rechtsradikalis­mus als Handeln im gerade noch verfassungs­konformen Rahmen und Rechtsextremismus als außerhalb des demokratischen Konsens stehendes Handeln drängt sich die Frage nach einer eindeutigen Grenzziehung auf. Die Verfassungsschutzbehörden unterscheiden zwischen „Extremismus“ und „Radikalismus“, obwohl beide Begriffe häufig synonym gebraucht werden. Oft steht der Begriff Radikalismus gleichbedeutend mit Populismus. Viele sprechen auch von „radikal-populistischen Parteien“, gerade wenn sie etwa innerhalb der Parteien in Europa Unterschiede in Ideologie, Programmatik und Kampagne deutlich machen wollen.
 

Faschismus

Der Faschismus ist eine politische Bewegung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien unter dem Führer („Duce“) Benito Mussolini entstand. Die Faschist*innen hatten als Zeichen auf ihren Fahnen und als Parteiabzeichen das altrömische Rutenbündel, das auf Lateinisch fasces genannt wird. Davon leitet sich der Begriff „Faschismus“ ab. Faschismus und Natio­nal­sozialismus sind von ihrer Entstehung an hinsichtlich ihrer Ideologie und Zielsetzung unter­schiedlich – gerade im Hinblick auf die Legitimierung später verübter Staats­ver­brechen. Der Nationalsozialismus, strikt rassistisch begründet, strebte imperialistisch auf eine totalitäre Herrschaft zu. Mussolinis Faschismus hingegen orientierte sich am alten römischen Imperia­lis­mus. Mussolini wollte zwar einen totalitären Zustand (Partei- und Zei­tungs­verbot, Aus­schalt­ung der Gewerkschaften, Etablie­rung eines Repressionsapparates, Aufbau einer Partei­armee), erreichte ihn jedoch nie und musste seine Macht mit Monarchie und Militärs teilen. Hitlers Macht war nahezu absolut. Die Begriffe „Neofaschismus“ bzw. „Faschismus“ finden bei der Analyse des gegenwärtigen „nationalen“ Lagers immer seltener Verwendung.
 

Populismus

Der Begriff Populismus setzt sich wie folgt zusammen: Der lateinische Wortstamm populus meint Volk oder Bevölkerung, die latinisierte Endung -ismus deutet auf eine ständige und intensive Beschäftigung hin. Der Populismus gilt als Politikstil, der vom Gegensatz zwischen einem vermeintlich einheitlichen „Volkswillen“ und einer als korrupt dargestellten Elite lebt. Angeblich herrschten in der Demokratie Denkverbote und eine political correctness grenze die Meinungsfreiheit ein. Oftmals werden die Medien attackiert (sie werden beispielsweise als „Lügenpresse“ bezeichnet). Es gibt verschiedene populistische Ausrichtungen, der Rechts­populismus, der mit ethnischen Zuschreibungen Feindbilder konstruiert, ist eine von ihnen.
 

Amoklauf

Der etymologische Ursprung des Begriffs Amok liegt in dem malaiischen Wort amuk, das „zornig“ oder „rasend“ bedeutet. Dementsprechend kennzeichnet Amok „eine spontane und unvorhersehbare Raserei“ und unterscheidet sich dadurch vom Terrorismus, der gezielt vorgeht. Der Amoklauf ist unpolitisch und speist sich etwa aus einem allgemei­nen Menschenhass. Ein Beispiel sind die so genannten „School-shootings“, also, wenn Jugend­liche an Schulen morden und dabei Videospiele simulieren. Die Weltgesund­heits­behörde (WHO) versteht daran anknüpfend unter einem Amoklauf heute „eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zer­stö­rerischen Verhaltens.“


Neue Rechte

Besondere Bedeutung in der europäischen Extremismus-Diskussion hat der Begriff „Neue Rechte“ erlangt. Er taucht völlig uneinheitlich auf. Lediglich eine Minderheit der For­scher*innen wendet die Neue Rechte auf die rechts­populistischen Parteien an. Die Mehr­heits­meinung hingegen bezieht ihn auf Theoriezirkel, die sich auf die Konservative Revo­lution der Weimarer Zeit berufen – einer Bezeichnung für verschiedene Strömungen, deren Ideologien antiliberal, antidemokratisch und antiegalitär waren. Inhaltlich schwer vom Rechts­extremismus abzugren­zen, umfasst die Neue Rechte demnach jene intellektualisierte Variante von Ideologien, die stra­te­gisch darauf hinwirken, die „kulturelle Hegemonie“ als Vor­stufe der politi­schen Herr­schafts­übernahme zu erreichen.