Grenzenlose Liebe?
Beziehungen in der Migrationsgesellschaft
Ablaufplan
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Stunde 1: Ich und die Liebe
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1 . Einstieg
Dauer 20 minLiebesblume
- Auf drei Flipchartpapieren wird eine große Blume mit Blütenblättern gemalt. In der Mitte steht jeweils: “Liebe ist...“
- Die Klasse wird in drei Kleingruppen aufgeteilt: eine Gruppe für Jungen, eine für Mädchen und eine Gruppe, die sich keiner Kategorie zuordnen möchte. Die Mitglieder der Gruppen vervollständigen den Satz in der Mitte auf den Blütenblättern. Jede Schülerin und jeder Schüler kann den Satz beliebig oft ergänzen.
- Die Blumen werden nebeneinander gelegt oder aufgehängt. Die SuS vergleichen sie.
- Impulse:
> Gibt es Unterschiede zwischen den Blumen?
> Gibt es Gemeinsamkeiten?
> Gibt es Dinge, die euch an den anderen Blumen überrascht haben? Wenn ja, warum?
> Welche Erwartungen habt ihr an eine Partnerschaft?
- Anmerkungen:
> Die Methode „Liebesblume“ wird verwendet auf der Grundlage von: Anne Frank Zentrum (Hg.). Mehrheit, Macht, Geschichte: Sieben Biografien zwischen Verfolgung, Diskriminierung und Selbstbehauptung, 2007.
> Die Beteiligung sollte freiwillig erfolgen.
> Diese einführende Übung dient dazu, die Jugendlichen zum Sprechen über das Thema Liebe zu bringen. Die Lehrkraft sollte versuchen, durch Nachfragen die Vorstellungen und Begriffe der Jugendlichen genauer definieren zu lassen, um die Vielschichtigkeit des Themas herauszuarbeiten. Gleichzeitig sollten unterschiedliche Vorstellungen der Jugendlichen stehen gelassen werden.
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2 . Arbeitsphase
Dauer 15 min- Die Lehrkraft erläutert, dass es in den folgenden Stunden um die Frage gehen soll, ob die Themen Migration und kulturelle Vielfalt im Zusammenhang mit Liebe eine Rolle spielen und falls ja, welche.
- Die Lehrkraft führt das Interview mit Rajinder durch eine kurze Vorstellung der Person und deren Hintergrund ein (Material 1) und spielt das Interview ab.
- Im Anschluss verteilt sie die Begleitfragen zum Interview (Material 2) und spielt dieses noch einmal ab.
- Die SuS beantworten in Einzelarbeit die Fragen.
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3 . Auswertung
Dauer 10 min- Die SuS vergleichen die schriftlichen Ergebnisse in Partnerarbeit und ergänzen sie.
- Die Ergebnisse der Partnerarbeit werden in der Klasse besprochen und ausgewertet.
- Impulse
> Welche Bedeutung hat kulturelle Zugehörigkeit in der Partnerschaft für Rajinder?
> Wie beurteilt ihr Rajinders Umgang mit der Tatsache, dass seine Frau eine andere Religion praktiziert als er selbst?
> Habt ihr selbst schon ähnliche Situationen erlebt?
> Könnt ihr euch vorstellen oder wisst ihr, wie eure Eltern mit dem Thema Kultur, Religion und Partnerschaft umgehen (würden)?
> Welche Rolle spielen Religion und Familie für euch, wenn ihr euch verliebt?
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Stunde 2: Migration aus Liebe
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4 . Einstieg
Dauer 5 min- Die Lehrkraft zeigt den SuS die Überschrift: „Wie müsste jemand sein, damit ich mit ihm/ihr zusammen in ein anderes Land gehen würde?“ auf einem Flipchartpapier.
- Die SuS nennen verschiedene Aspekte und Eigenschaften, die die Lehrkraft stichpunktartig festhält.
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5 . Arbeitsphase I
Dauer 13 min- Die Lehrkraft führt den Ausschnitt aus dem Interview mit Lester mit einer kurzen Vorstellung der Person ein und spielt das Interview ab (Material 3, Abschnitt 1).
- Die Lehrkraft verteilt das Intervietranskript (Material 3) und die Begleitfragen zum Interview (Material 4). Sie betont, dass es zunächst nur um Abschnitt 1 geht.
- Die SuS beantworten in Einzelarbeit die Fragen.
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6 . Auswertung I
Dauer 7 min- Die SuS vergleichen die schriftlichen Ergebnisse in Partnerarbeit und ergänzen sie.
- Die Ergebnisse der Partnerarbeit werden in der Klasse besprochen und ausgewertet.
- Die Lehrkraft nimmt noch einmal Bezug auf das Flipchart vom Stundenbeginn und fragt, ob sich neue Ideen entwickelt haben, die ergänzt werden können.
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7 . Arbeitsphase II
Dauer 15 min- Kleingruppen von maximal sechs SuS werden gebildet. Jede Gruppe erhält ein Plakat mit der zentralen Aufschrift: „Migration aus Liebe – Was sind die größten Schwierigkeiten?“ und Flipchartmarker.
- Der folgende Interviewausschnitt (Abschnitt 2, Material 3) wird abgespielt. Dazu erhalten die Gruppen den Auftrag, die Probleme, von denen Lester berichtet, auf dem Plakat festzuhalten und eigene Gedanken zu ergänzen. Als Erinnerungsstütze können die SuS Abschnitt 2 des Interviewtranskripts verwenden.
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8 . Auswertung II
Dauer 5 min- Eine Gruppe stellt ihr Ergebnis im Plenum vor. Die Klasse diskutiert dieses.
- Impuls
> Meint ihr, die Geschichte von Lester und Jeanette hat ein Happy End?
- Zum Abschluss der Stunde spielt die Lehrkraft den letzten Ausschnitt aus dem interview vor.
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9 . Hausaufgabe (optional)
Dauer 0 min- Die Lehrkraft fordert die SuS dazu auf, sich zu Hause Gedanken zu dem Konzept „Heimat“ zu machen und diese in Stichpunkten zu notieren.
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Stunde 3: Erwartungen, Männer- und Frauenbilder
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10 . Einstieg
Dauer 10 minPositionierunsspiel
- Der Klassenraum wird in zwei Hälften geteilt. Die eine Seite steht für „ja“, die andere für „nein“.
- Die Lehrkraft stellt Thesen auf, zu denen sich die SuS entsprechend ihrer Meinung positionieren. Wer sich weder für „ja“, noch für „nein“ positionieren möchte, kann in der Mitte stehen bleiben.
- Mögliche Thesen:
> Ich würde ein Mädchen anders erziehen als einen Jungen.
> Väter haben andere Aufgaben innerhalb der Familie als Mütter.
> Auf eine Tochter müssen Eltern besser aufpassen als auf einen Sohn.
> Wenn ich mal Kinder haben sollte ist es mir egal, in wen sie sich verlieben.
- Die Lehrkraft fragt einzelne SuS nach der jeweiligen Begründung für ihre Positionierung. So kann jeweils eine kurze Diskussion entstehen, die von der Lehrkraft geleitet wird. Dabei ist ein Positionswechsel jederzeit möglich, wenn einzelne SuS von Argumenten der Gegenseite überzeugt wurde.
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11 . Arbeitsphase
Dauer 25 min- Die Lehrkraft verteilt die Aufgaben (Material 6).
- Das Interview (Material 5) ist in drei Abschnitte eingeteilt. Nach dem Abspielen jedes Abschnittes haben die SuS jeweils zwei Minuten Zeit, um die Fragen zu beantworten und ggf. Zwischenfragen zu stellen.
- Anmerkung:
> Sollte sich die Beantwortung der Fraugen in Einzelarbeit in den letzten Stunden als nicht so gut geeignet erwiesen haben, können die Fragen auch nach jedem Abschnitt gemeinsam diskutiert werden.
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12 . Auswertung
Dauer 10 min- Die Lehrkraft erfragt durch Handzeichen, wer Sinthujas Handeln verstehen kann und richtig findet und wer eher auf der Seite ihrer Eltern steht.
- Jede Seite nennt die Gründe für ihre Sichtweise, die dann von der Lehrkraft auf einem Flipchart, an der Tafel oder einem Whiteboard gesammelt werden.
- Jede Seite versucht, ein übergeordnetes Prinzip für ihre Argumente zu formulieren, das als Überschrift über Auflistung der Gründe geschrieben wird (z. B. Freiheit; Tradition; Loyalität; Sein Leben selbst gestalten; Gehorsamkeit; Liebe; freie Partnerwahl etc.).
- Anmerkung:
> Sollte eine Seite zahlenmäßig unterlegen sein, unterstützt die Lehrkraft diese.
> Es soll nicht darum gehen, die SuS von einer Perspektive zu überzeugen oder zu suggerieren, dass es eine abschließende Beurteilung der beiden Positionen gibt. Vielmehr sollen die handlungsleitenden Prinzipien hinter den beiden Perspektiven entschlüsselt werden.
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Stunde 4: Wir und die Liebe – Vorstellungen von normal und unnormal
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13 . Einstieg
Dauer 5 min- Die Lehrkraft zeigt das Video „Was ist eigentlich Diskriminierung?“ (Material 7) und stellt den SuS anschließend Fragen.
- Impulse:
> Was hat dieser Film mit dem aktuellen Thema „Liebe und Beziehungen“ aus den letzten Stunden zu tun?
> Warum werden schwule oder lesbische Beziehungen hier im Zusammenhang mit Migration thematisiert?
- Anmerkungen:
> In der Diskussion sollte es in erster Linie darum gehen zu thematisieren, dass es nicht nur heterosexuelle Liebesbeziehungen gibt und dass es grundsätzlich diskriminierend ist, sich abfällig oder beleidigend über Schwule und Lesben zu äußern und ein solches Verhalten im Unterricht nicht geduldet wird.
> Im Zusammenhang mit der Frage nach lesbischen und schwulen Beziehungen im Migrationskontext sollte die Lehrkraft das Thema „Mehrfachdiskriminierung“ ansprechen, da schwule und lesbische Menschen mit Migrationshintergrund befürchten müssen, auf mehr als einer „Ebene“ diskriminiert zu werden.
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14 . Arbeitsphase
Dauer 15 min- Die Lehrkraft verteilt die fünf Texte. Jeder Schüler und jede Schülerin erhält einen Text (Material 8-12).
- Die SuS lesen die Texte und beantworten anschließend schriftlich die Fragen (Material 13).
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15 . Auswertung
Dauer 25 min- Es werden Kleingruppen (5 Personen) gebildet, in denen jeweils jeder Text einmal vertreten ist. Jede Schülerin und jeder Schüler wird so zum Experten oder zur Expertin für den eigenen Text.
- Die SuS stellen in den Kleingruppen reihum ihre Ergebnisse vor. Innerhalb der Gruppe werden anschließend Fragen gestellt und Ergebnisse diskutiert.
- Die Lehrkraft fragt in der Klasse nach den wichtigsten Ergebnissen, Gedanken oder Themen, die in den Gruppen diskutiert wurden.
- Impulse:
> Hat euch etwas überrascht? Wenn ja, was genau und warum?
> Worüber habt ihr am meisten diskutiert? Warum?
> Gibt es Fragen, die auch in den Gruppen nicht beantwortet werden konnten?
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Stunde 5: Grenzenlose Liebe
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16 . Einstieg
Dauer 5 min- Die Lehrkraft kündigt das letzte Audio-Interview (Material 14) an, in dem Maya El Auwad über ihre Erfahrungen im Hinblick auf Berührungspunkte zwischen Migration und Beziehungen berichtet.
- Sie spielt das Interview ab.
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17 . Wiederholung und Sicherung
Dauer 20 minGallery Walk
- Die Klasse teilt sich in vier Gruppen ein.
- Die Lehrkraft gibt jeder Gruppe eines der vorbereiteten Plakate.
- Die SuS schreiben in Stillarbeit ihre Gedanken, Kommentare und Fragen zu den Schlagwörtern auf das Papier. Nach etwa zwei Minuten wird das Plakat im Uhrzeigersinn an die nächste Gruppe weitergereicht.
- Die SuS lesen die bisherigen Ergänzungen und schreiben dann ihre eigenen Gedanken dazu. Dieser Kreislauf wird durchgeführt, bis alle Gruppen jedes Plakat kommentiert haben.
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18 . Auswertung und Abschluss
Dauer 25 min- Jedes der Plakate wird gut sichtbar präsentiert. Die Lehrkraft fasst jeweils kurz zusammen, was die Inhalte und Ergebnisse der jeweiligen Stunde waren und nimmt dann Bezug auf die Kommentare aus dem Gallery-Walk.
- Impulse:
> Was haben die Themen Liebe und Migration miteinander zu tun?
> Welche der Herausforderungen, vor denen die vorgestellten Personen in ihren Beziehungen stehen, haben direkt etwas mit Migration zu tun und welche nicht?
> Welche Vorstellungen von Liebe und Beziehung habt ihr mitgebracht? Hat sich an diesen Vorstellungen etwas verändert?
> Wo gab es für euch Widersprüche?
> Was sind eure Gedanken zu den Geschichten, die ihr kennengelernt habt?
> Was ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
> Was fandet ihr besonders gut? Wart ihr mit etwas überhaupt nicht einverstanden? Warum?
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Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.