Die Macht der Sprache und Political Correctness
Umgang mit Sprache in rassistischen Verhältnissen
Thema
Sprache ist als Resultat gesellschaftlicher Prozesse historisch geprägt und befindet sich in einem ständigen Wandel. Sie bildet die Realität nicht nur ab, sondern schafft diese – Sprache kann Rassismus (re-)produzieren und verfestigen. Diese Unterrichtseinheit beschäftigt sich mit Sprachkonstrukten rassistischer Diskriminierung, Ausgrenzung und Abwertung; diskutiert Möglichkeiten und Grenzen von Political Correctness; regt an zum reflektierten Sprachgebrauch.
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Lehrplanbezug
Entfaltung von Empathie; Stärkung von Kritik- und Urteilsfähigkeit im Umgang mit Sprache; Reflexion über Sprachverwendung; Entwicklung für Sprachbewusstsein; Verständnis von Geschichtlichkeit und historischem Wandel der Sprache; Wissen, wie durch Sprache menschliche Beziehungen geschaffen werden; Unterscheiden zwischen Denotation und Konnotation eines sprachlichen Ausdrucks; Jugendliche und Politik: Lebenssituationen von unterschiedlichen Sozialgruppen und Kulturen; Mensch und Gemeinschaft: Diskriminierung und Rassismus; Kolonialismus; Kaiserreich; Selbst- und Fremdwahrnehmung im Kommunikationsprozess, Bedürfnisse und Regeln im Kontext von sozialer Kompetenz; Ausgrenzung
Erwartete Kompetenzen
Wissen; Kommunikationsfähigkeit; Medienkompetenz; Mehrperspektivität; Sozialkompetenz; Werteorientierung; Kritik- und Urteilsfähigkeit; Reflexions- und Diskursfähigkeit:
Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs; kritische Analyse historisch gewachsener sprachlicher Konstrukte; Perspektivwechsel; Auseinandersetzen mit Machtverhältnissen; Erkennen von Diskriminierungsmechanismen und Übertragen auf andere Formen der Diskriminierung; Diskutieren über Chancen und Grenzen von Political Correctness; Nennen wichtiger Ereignisse, Entwicklungen und Strukturen und selbstständiges Zusammenfassen; Untersuchen politischer, gesellschaftlicher und kultureller Gegebenheiten der Gegenwart nach ihren historischen Bedingtheiten; Entwickeln individueller Werturteile mit Respekt gegenüber anderen; Erklären und korrekte Verwendung der im Unterricht erarbeiteten fachspezifischen Begriffe
Didaktische Perspektive
Dieses Unterrichtskonzept beabsichtigt, Lernende für Rassismus und Diskriminierung durch Sprache zu sensibilisieren und zum reflexiven Sprachgebrauch anzuregen. Die erste Voraussetzung dafür ist eine für dieses Thema sensibilisierte Lehrperson. Eine kurze Handreichung für Lehrer*innen sowie Hinweise auf weiterführende Literatur finden Sie im Material 1. Die Unterrichtseinheit kann auch im Unterrichtsfach Deutsch eingesetzt werden.
In diesem Unterrichtskonzept geht es zunächst um eine Sensibilisierung für die Mehrdeutigkeit der Sprache. Sprache vermag ihre Wirkung auf jeden von uns entfalten, und zwar sowohl eine abwertende und verletzende, als auch eine bestärkende und ermächtigende. Dabei kommt es nicht nur auf die bewusste Absicht der Sprechenden an. Basierend darauf sollen alle Lernenden berührt und erreicht werden, indem sie dazu angeregt werden, über eigene Erfahrungen und Empfindungen mit sprachlichen Konstrukten zu reflektieren. Am Beispiel der Frage „Woher kommst du?“ tauschen sich Schüler*innen (S*S) zunächst über unterschiedliche Assoziationen und Konnotationen der Frage aus. Dadurch wird eine erste Irritation der scheinbaren „Normalität“ dieser Frage verursacht. In szenischen Rollenspielen erarbeiten sie daraufhin mögliche Ursachen und Wirkungen der unterschiedlichen Konnotationen dieser Frage, wodurch bereits ein Perspektivwechsel eingeleitet wird. Die anschließende Diskussion soll Raum für kontroverse Fragen, Verunsicherungen und eigene Erfahrungen bieten. Die Lehrkraft soll die Diskussion dahingehend begleiten, dass mögliche Ursachen und Wirkungen dieser Frage betrachtet werden in Abhängigkeit von Assoziationen, Erfahrungen, Wahrnehmungen, Erwartungen und nicht zuletzt von Machtrelationen zwischen den Fragenden und Gefragten.
Sind die S*S für die Problematik sensibilisiert, wird diese anhand von Videos und Texten von überwiegend Autor*innen of Colour, aus der jeweiligen Perspektive schrittweise erweitert und vertieft. Die Inputs sind so aufeinander aufgebaut, dass die S*S dazu befähigt werden, sich sowohl mit einem konkreten Fall (z.B. das N-Wort) vertiefend zu beschäftigen, als auch eine Übertragung auf abstrakte Konzepte (z.B. Definitionsmacht, gewaltvolle Sprache, Selbst- und Fremdbezeichnung) zu bewältigen. Diese Konzepte werden im Zusammenhang mit unterschiedlichen Inputs erneut aufgegriffen. Die gemeinsamen Diskussionen im Plenum dienen einem Gedanken- und Erfahrungsaustausch sowie der erneuten Reflexion. Auf diese Weise sensibilisiert, vorbereitet und informiert, sollten die S*S zum Abschluss befähigt sein, das komplexe Konzept „Politische Korrektheit“ zu analysieren und zu diskutieren.
Gerade zum Thema Rassismus und Diskriminierung bringen Jugendliche viel eigenes Wissen und Erfahrung mit. Bei der Rassismuskritischen Bildung sind die Rollen Lehrende – Lernende nicht fest vergeben. Auch Lehrende sollten offen dafür sein, von und mit ihren S*S zu lernen.
Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.