In der Fremde

Migration und Integration in Medien und Kultur der 1960er- bis 1980er-Jahre

Von: Dr. Behrang Samsami
Didaktisierung: Martin Schlutow

Thema

 „Wirtschaftswunder“ und „Gastarbeiter“[1], „Anwerbestopp“ und „Rückkehrbonus“: Diese vier Schlagworte umreißen im Kern, wie stark die sogenannte Ausländerpolitik der Bundes­republik zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren mit der wirtschaftlichen Situation des Landes verknüpft war. Diese Unterrichtseinheit bietet Schüler*innen (S*S) die Möglichkeit heraus­zu­arbeiten, wie Menschen mit nichtdeutscher Herkunft in Medien und Kultur der BRD und der DDR im Laufe der 1960er- bis in die 1980er-Jahre wahrgenommen und dargestellt worden sind, aber auch wie sie sich selbst und ihr Leben in beiden deutschen Staaten wahrgenommen haben.


[1] Die in der bundesdeutschen Presse als „Gastarbeiter“ bezeichneten Arbeitskräfte rekurrieren auf den Vorgang, Arbeiter*innen aus dem Ausland anzuwerben und in der Bundesrepublik arbeiten zu lassen. Dieser Begriff schloss auch Frauen mit ein und sollte von dem im Nationalsozialismus verwendende­ten Terminus der „Fremdarbeiter“ abgegrenzt werden. In der Deutschen Demokratischen Republik lautete die offizielle Bezeichnung für die Arbeitsmigrant*innen „Vertragsarbeiter“

Lehrplanbezug

Bundesrepublik Deutschland; Deutsche Demokratische Republik; Nachkriegszeit; „Wirt­schafts­wunder“; „Gastarbeiter“; „Vertragsarbeiter“, Sozialliberale Koalition; Migration; Integra­tion; Globalisierung; Diversität; kulturelle Vielfalt; Fremdheit; Fremdenfeindlichkeit; Rassismus.

Erwartete Kompetenzen

Historische Kompetenz; Mehrperspektivität, Argumentations- und Urteilskompetenz; Reflexions­fähigkeit; Diskurs- und Medienkompetenz; Diversity-Kompetenzen.

Didaktische Perspektive

In dieser Unterrichtseinheit werden journalistische und literarische Texte, Bildquellen, Gedich­te, Karikaturen und Lieder aus den 1960er bis 1980er-Jahren auf ihren jeweiligen Inhalt und ihre Botschaft hin untersucht: Welchen Tenor schlagen die Darstellungen an? Kommen die „Gast­arbeiter“, „Vertragsarbeiter“ und „Ausländer“, wie die damals üblichen Bezeichnungen waren, zu Wort oder wird eher über sie gesprochen? Wie wird das Zusammenleben von „Deutschen“ und „Nichtdeutschen“ beschrieben? Gab es Probleme? Wenn ja, worauf wurden sie zurück­geführt?

Hierzu untersuchen die S*S sowohl Berichte über Arbeitsmigrant*innen als auch Selbst­zeugnisse von „Ausländern“ (in Texten, Filmen und Liedern) darauf hin, wie diese ihre bzw. die allgemeine Situation der Arbeitsmigrant*innen in beiden deutschen Staaten wahr­genommen und dargestellt haben. Was sind die Themen? Welche Stimmung herrscht vor? Wie werden „die Deutschen“ und das Leben in beiden deutschen Staaten geschildert? Gibt es bestimmte Zuschreibungen? Gibt es Kritik oder Änderungswünsche? Welche Selbst­zeugnisse sind wo erschienen?

Die Unterrichtseinheit regt die S*S dazu an, sich mit einem Abschnitt der deutschen Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Perspektiven auseinanderzusetzen. Das Leben der „Vertragsarbeiter“ in der DDR soll dabei ebenso berück­sichtigt werden wie die Situation der „Gastarbeiter“ in der Bundes­republik. So können die S*S primär ihre historische, aber auch ihre Medien­kompetenz erweitern, um aktuelle Ereignisse und Erscheinungen sowie die Art und Weise ihrer geschichts­wissenschaft­lichen wie medialen Darstellung bewusster reflektieren, kontextu­alisieren und einordnen zu können.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.