Chance zur Veränderung?
Geschlechterrollen in der Migration
Thema
In diesem Modul geht es sowohl um Konflikte als auch um neue Handlungsmöglichkeiten, die durch Migration entstehen und sich oft anschaulich im Umgang mit Geschlechterverhältnissen zeigen. Im Fokus des Moduls steht insbesondere die Art und Weise, wie Migrant*innen ihre eigene Geschlechtszugehörigkeit erleben und im Zuge von Migration neu bewerten müssen.
Lehrplanbezug
Leben in Deutschland: Aspekte der Alltagsgeschichte; aktuelle weltpolitische Problemfelder: Migrationen und globalisierte Gesellschaften; religiöse, politische, wirtschaftliche Ursachen von Migration; Was Menschen früher voneinander wussten und heute voneinander wissen: Reisen früher und heute; Geschichte des 20. Jahrhunderts und Zeitgeschichte; Handlungs- und Kulturräume; Geschichte außereuropäischer Kulturen; Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte; Heimat und Fremde – Migrationsprozesse in Europa; Begegnungen unterschiedlicher Kulturen in Europa
Erwartete Kompetenzen
Narrative Kompetenz, Mehrperspektivität/Perspektivübernahme, Analysekompetenz, Quellenarbeit, interkulturelle Kompetenz, Diversity-Kompetenz, Deutungskompetenz
Didaktische Perspektive
Wie in vielen historischen Erzählungen ist auch in der Migrationsgeschichte die Perspektive des Männlichen dominant. Dies zeigt sich beispielsweise an dem „Gastarbeiter“ als Sinnbild deutscher Migrationspolitik nach 1945. In dem vorliegenden Modul soll gezeigt werden, dass durch Migration im Hinblick auf Geschlechterrollen zum einen neue Freiräume geschaffen werden können, es zum anderen aber auch zu Irritationen und Missverständnissen im Zuge interkultureller Begegnungen kommen kann. Ausgewählt sind hier die Geschichten zweier Frauen, die diese Spannungen auf unterschiedliche Weise erleben und darüber berichten.
Indem hier insbesondere die individuellen Motivationen der Migrierenden sowie deren Handlungsmöglichkeiten thematisiert werden, kann das geschichtsdidaktische Prinzip der Personifizierung zur Geltung kommen. Ein solcher akteurszentrierter Ansatz folgt dem kulturwissenschaftlichen Konzept der agency und lässt die historischen Akteur*innen als eigenständige historische Subjekte erscheinen.
Die Audio-Quellen aus dem migration-audio-archiv bieten die Möglichkeit, weibliche Perspektiven auf das Thema Migration zu eröffnen. Die im migration-audio-archiv entstanden Quellen können als Selbstzeugnisse klassifiziert werden, die in einem offenen Interviewverfahren aufgezeichnet, geschnitten und gekürzt sowie technisch bearbeitet wurden. Sie zeichnen sich durch eine biografische Erzählstruktur, die besonders facettenhafte Thematisierung von Migration sowie durch eine technisch hochwertige Qualität aus.
Das Anhören der Lebenserzählungen, ein aufmerksames Zuhören und eine Auseinandersetzung mit der jeweiligen Erzählweise soll im Zentrum des Unterrichts stehen. Im Zuge eines Geschichtsunterrichts, der die Förderung von narrativer Kompetenz sowie handlungs- und produktionsorientierte Verfahren berücksichtigt, soll durch die Arbeit mit den Audio-Erzählungen zugleich eine produktive Aneignung der Migrationsgeschichten angebahnt werden: Die Schüler*innen (S*S) sollen die Analyse der Quellen zum Ausgangspunkt für eine Produktion von eigenen historischen Narrationen zum Thema Migration nutzen.
Die Auswahl von ausschließlich weiblichen Perspektiven erinnert vielleicht an geschichtsdidaktische Ansätze einer klassischen additiven Frauengeschichte, doch das Modul bietet facettenreiche Optionen einer Reflexion dieser Sichtweise und ermöglicht dadurch einen mehrperspektivischen Zugang zu der Thematik.
Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.