Facetten der Migration

Fünf Menschen. Fünf Geschichten.

Didaktisierung: Prof. Dr. Martin Lücke

Thema

In diesem Unterrichtsmodul sollen unterschiedliche Ursachenzusammenhänge von Migrationsbewegungen in die Bundesrepublik nach 1955 erarbeitet werden. Dabei wird sowohl der historische Hintergrund betrachtet als auch die individuelle Motivation der Migrierenden sowie deren Handlungsmöglichkeiten.

..................................................................................................... letzte Aktualisierung: 13.08.2021

Lehrplanbezug

Leben in Deutschland: Aspekte der Alltagsgeschichte; aktuelle weltpolitische Problemfelder: Migrationen und globalisierte Gesellschaften; religiöse, politische, wirtschaftliche Ursachen von Migration; Was Menschen früher voneinander wussten und heute voneinander wissen: Reisen früher und heute; Geschichte des 20. Jahrhunderts und Zeitgeschichte; Handlungs- und Kulturräume; Geschichte außereuropäischer Kulturen; Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte; Heimat und Fremde – Migrationsprozesse in Europa; Begegnungen unterschiedlicher Kulturen in Europa

Didaktische Perspektive

Im öffentlichen Diskurs ist beim Reden über Migration in der Bundesrepublik in erster Linie das Thema der sogenannten Gastarbeiter*innen dominant. In diesem Modul soll Zuwanderung in ihrer ganzen Breite und ihrer thematischen Facettenhaftigkeit thematisiert werden. Als Facetten geraten hier die ‚klassische’ Arbeitsmigration, Flucht und Asyl sowie die Migration von Studierenden in den Blick, so dass insbesondere dem Anspruch eines multiperspektivischen Geschichtsunterrichts Rechnung getragen werden kann. Indem der historische Hintergrund der jeweiligen Migrationsbewegung aufgezeigt wird, kann den Schüler*innen (S*S) im Zuge der Aneignung historischer Sachkompetenz ein Bild der deutschen Geschichte vermittelt werden, das über das übliche Standardwissen von Schulgeschichtsbüchern hinausgeht. Dadurch, dass insbesondere die individuelle Motivation der Migrierenden sowie deren Handlungsmöglichkeiten thematisiert werden, kommt das geschichtsdidaktische Prinzip der Personifizierung zum Tragen. Dieser akteurszentrierte Ansatz folgt dem kulturwissenschaftlichen Konzept der agency und lässt die historischen Akteur*innen als eigen-sinnige historische Subjekte erscheinen.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders lohnend, Audio-Quellen aus dem migration-audio-archiv in das Zentrum dieses Moduls zu stellen. Die Quellen dieses Archivs können als Selbstzeugnisse klassifiziert werden, die in einem offenen Interviewverfahren aufgezeichnet und anschließend geschnitten und gekürzt sowie technisch bearbeitet wurden. Sie zeichnen sich durch eine biografische Erzählstruktur, die besonders vielseitige Thematisierung von Migration sowie durch eine technisch besonders hochwertige Qualität aus. Das Anhören der Lebenserzählungen, ein aufmerksames Zuhören und eine Auseinandersetzung mit der jeweiligen Erzählweise soll dabei im Zentrum des Unterrichts stehen. Im Zuge eines Geschichtsunterrichts, der die Förderung von narrativer Kompetenz sowie von handlungs- und produktionsorientierten Verfahren berücksichtigt, soll durch die Arbeit mit den Audio-Erzählungen zugleich eine produktive Aneignung der Migrationsgeschichten angebahnt werden: Die S*S sollen die Analyse der Quellen zum Ausgangspunkt für eine Produktion von eigenen historischen Narrationen zum Thema Migration nutzen.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.