Im Islam ist das so - oder etwa nicht?

Das Kopftuch und die Vielfalt religiöser Traditionen

Von: Kerstin Rümmler, Christian Czyborra

Thema

Religiöse Normen gelten oft als unwandelbar und überall verbindlich. So gehört für viele Musliminnen (und Muslime) das Kopftuch ganz selbstverständlich zu den islamischen Kleiderregeln. Aber wie werden religiöse Regeln im Alltag von Gläubigen gelebt und interpretiert?

Lehrplanbezug

Identität und Rolle; Pflicht und Gewissen; Wahrheitsuche und Glaubensvielfalt; Fragen nach Moral und Ethik; Fragen nach Religionen und Weltanschauungen

Didaktische Perspektive

Dieses Modul befasst sich mit der Pluralität des Islam am Beispiel des Kopftuchs. Theologisches Fachwissen ist ausdrücklich nicht gefordert. Ziel  ist es, den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in diese Vielfalt zu vermitteln und sie mit den unterschiedlichen Auslegungen und Gewichtungen der vermeintlich verbindlichen Kleidungsregeln vertraut zu machen. Ausgehend von diesen Auseinandersetzungen sollen dann auch allgemeine Fragen zum Wandel und zur Kontextabhängigkeit von religiösen Werten und Normen aufgeworfen werden. Abschließend widmet sich das Modul auch der Frage nach der "Modernität" bestimmter Kleidungsstile und der subjektiven Motivation, die mit dem der Entscheidung für diese Stile verbunden sein kann.

Ausgangspunkt des Moduls sind zunächst unterschiedliche Assoziationen, die die Schülerinnen und Schüler mit dem Kopftuch verbinden. Diese werden mit der Methode des Gallery-Walks erarbeitet. Anschließend werden Sachtexte über islamische Kleidungsregeln bearbeitet, die über die Hintergründe der unterschiedlichen Deutungen informieren und in die Kontroversen unter Theologen und muslimischen Laien aufklären. 

Im Fokus stehen daher die unterschiedlichen Beweggründe, sich für oder gegen das Tragen des Kopftuchs zu entscheiden. In diesem Zusammenhang werden in diesem Modul auch die verschiedenen Kopf- und Körperbedeckungen von Musliminnen in unterschiedlichen Ländern und Zeiten thematisiert. 

Die Lehrkraft sollte bei der Anwendung der Aufgaben in diesem Modul darauf achten, dass Schülerinnen und Schüler, die von dem Thema persönlich betroffen sind, nicht gegen ihren Willen in den Mittelpunkt des Unterrichts gerückt werden. Das betrifft sowohl Musliminnen, die sich gegen das Tragen des Kopftuchs entschieden haben, als auch solche, die das Kopftuch für sich als religiöse Pflicht ansehen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass sich niemand genötigt sieht, sich für seine Entscheidung zu rechtfertigen.

Wichtig ist zudem, dass es nicht Ziel dieses Moduls ist, abschließend und auf einer theologischen Ebene darüber zu urteilen, ob man als Muslimin ein Kopftuch tragen muss oder nicht. Vielmehr geht es darum, sich mit eigenen Vorstellungen zum Thema Kopftuch auseinanderzusetzen und diese Vorstellungen im Gespräch zu reflektieren.

Bei der Anwendung dieses Moduls sollte beachtet werden, dass die Materialien teilweise anspruchsvoll sind. Als Hilfestellung empfiehlt es sich, den Schülerinnen und Schülern Wörterbücher zur selbstständigen Recherche unbekannter Begriffe zur Verfügung zu stellen. Während der Arbeit in Kleingruppen sollte betont werden, dass die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig beim Textverständnis helfen sollten. In den Phasen, in denen über die Texte im Plenum gesprochen wird, sollte die Lehrkraft noch einmal sicher gehen, dass komplizierte und wahrscheinlich neue Begriffe geklärt wurden.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.