Medien(zerr)bilder

Mediale Darstellungen in der Einwanderungs- und Informationsgesellschaft

Von: Dr. Masoumeh Bayat

Sachinformation

Worum geht es?

Im Rahmen unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft bieten (alte und neue) Medien eine unverzichtbare Quelle für Informationen. Nachrichtenformaten kommt dabei ein besonders hoher Grad der Glaubwürdigkeit zu. Vor allem der sogenannte Qualitätsjournalismus, der sich sowohl im Fernsehen (insbesondere im öffentlich-rechtlichen) als auch in Print- und den damit verbundenen Online-Medien zeigt (z.B. DIE ZEIT und Zeit Online; Süddeutsche Zeitung und sueddeutsche.de), unterliegt hohen qualitativen Standards und wird von vielen Rezipienten daher als seriöse und glaubwürdige Quelle wahrgenommen.

Das Beispiel „Islambilder in den Medien“ zeigt jedoch exemplarisch, dass auch etablierte Qualitätsmedien keineswegs ausschließlich eine ausgewogene Berichterstattung bieten, sondern auch hier problematische Darstellungen erfolgen, die Muslime etwa als latent gefährliche, homogene Gruppe erscheinen lassen (vgl. z.B. Hafez / Richter 2007). Gerade vor dem Hintergrund, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen bereits auf viele Ressentiments in der Bevölkerung stoßen, können medial transportierte Bilder, die einseitig und stereotypisierend sind und fortwährend bedient werden, problematische Wirkungen entfalten. Hier gilt es nicht nur, die Medienproduzenten im Blick zu haben, die durchaus zunehmend ihr Problembewusstsein gegenüber medialen Zerrbildern schärfen (vgl. Karis 2011: 311); es gilt vor allem auf der Seite der Rezipienten und somit auch der SuS wichtige Medienkompetenzen zu fördern, um den reflektierten und differenzierten Umgang mit Medien und medial vermittelten Informationen zu gewährleisten.

Welche Materialien werden verwendet?

Im Fokus steht die Verbindung aus Online- und Offline-Materialien, die den Umgang mit Medienbildern sowohl unmittelbar als auch aus kritischer Distanz ermöglichen sollen.

Zu Beginn der ersten Stunde wird eine Schlagzeile aus „Zeit Online“ verwendet (Material 1), die die Lehrkraft entweder über einen Beamer oder einen OH-Projektor an eine Wand projizieren kann. Mit Material 2 wird die anstehende Gruppenarbeit strukturiert, indem zu verteilende Aufgaben klar beschrieben und auf dieser Grundlage Verantwortliche benannt werden können. Es wäre auch möglich, zusätzlich Kärtchen mit den jeweiligen Funktionen an die SuS zu verteilen, um die Zuständigkeiten auch symbolisch und für alle klar erkennbar zu kennzeichnen. Für die Gruppenarbeit erhalten die SuS anschließend ein Arbeitsblatt (Material 3), auf dem ein Screenshot der Zeitungsüberschrift (s. Stundenbeginn) mit einer hinzugefügten Abbildung zu sehen ist. Die Bilder der beiden Gruppen unterscheiden sich und ebnen jeweils einen unterschiedlichen Blick auf die Überschrift. Auf der Basis des Zusammenwirkens von Bild und Text versetzen sich de SuS in potentielle Leser[1]  hinein und beantworten Fragen zu möglichen Assoziationen, die die Leser der Zeitungsmeldung haben könnten. Die Ergebnisse werden an einer Stellwand festgehalten. Mit Material 4 hat die Lehrkraft die Möglichkeit, die unterschiedlichen Bild-Text-Konstellationen der beiden Gruppen auch optisch (mit einem Beamer oder OH-Projektor) gegenüberzustellen. Auf der Grundlage eines Sachtextes (Material 5) erarbeiten sich die SuS daran anknüpfend notwenige theoretische Hintergründe zu Islambildern in den Medien und setzen dieses Wissen anschließend in einer Reflexion des Erarbeiteten um.

Im Rahmen einer Hausaufgabe (Material 6) transferieren die SuS ihr Wissen von medialen Islambildern auf andere Gruppen(bilder) in den Medien. Sie wählen eine Gruppe aus, tragen diese entsprechend in die Schlagzeile auf dem hierfür erstellten Arbeitsblatt ein und recherchieren im Internet nach möglichen konträren Abbildungen, die die von Ihnen gewählte Gruppe einmal positiv und einmal negativ konnotiert erscheinen lässt. Mit dieser Transferübung findet das Unterrichtsmodul seinen Abschluss.

Weiterführende Literatur

  • Geißler, Rainer / Pöttker, Horst (Hg.) (2006): Integration durch Massenmedien. Bielefeld: transcript Verlag.
  • Hafez, Kai / Richter, Carola (2007): Das Islambild bei ARD und ZDF. In: Aus Politik und Zeitgeschichte: Islam, 26-27/2007, S. 40-46
  • Imhof, Kurt; Blum, Roger; Bonfadelli, Heinz; Jarren, Otfried (Hg.) (2006): Demokratie in der Mediengesellschaft. Wiesbaden: VS.
  • Karis, Tim (2011): Mediendiskurs Islam. Narrative in der Berichterstattung der Tagesthemen 1979-2010. Wiesbaden: VS.
  • Schiffer, Sabine (2004): Die Darstellung des Islams in der Presse. Geilenkirchen: Universität Erlangen-Nürnberg.

[1] Der Lesbarkeit halber wird im Folgenden der maskuline Begriff „Leser“ verwendet, der sich jedoch ausdrücklich auf alle Rezipienten beziehen soll.

Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.