Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung
Unterschiedlichkeit verstehen, Ungleichheit vermeiden
Sachinformation
Worum geht es?
Diese Unterrichtseinheit klärt anhand der Themen von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung nicht nur über Informationen auf, sondern appelliert auch an die Solidarität von Schüler*innen (S*S), gegen Diskriminierung vorzugehen.
In unserer Gesellschaft werden Geschlechterstereotype und die Erwartungen an Verhalten, Aussehen und Biografien sozialisatorisch geprägt. Dies geschieht durch die Herkunftsfamilie und die dort vorgelebten Rollenvorbilder, durch Peers und deren Erwartungen wie auch durch digitale Medien und soziale Netzwerke. Diesen Anforderungen, die oft widersprüchlich sind, entgegen zu treten ist für junge Menschen zu Beginn der Pubertät eine große Herausforderung.
Die S*S leben in heterogenen Familienformen, erleben unterschiedliche Wirklichkeiten und sind von verschiedenen Lebensumständen umgeben. In einem geschlechterreflexiven Unterricht können S*S über Umgangsweisen nachdenken und diskutieren, es kann aber auch Raum im Unterricht für den Austausch über erlebte Stereotypisierungen, Rollenerwartungen wie auch Normierungen bereitgestellt werden. So können die S*S auch Rückschlüsse für die eigene Identität ziehen.
In Bezug auf Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung kann ein solcher thematischer Rahmen dazu führen, dass Wissen die Entwicklung oder Festsetzung von Vorurteilen über Unterschiede z.B. in der sexuellen Orientierung verhindert und zeitgleich den Weg für einen diskursiven Umgang mit ihnen bereitet.
Welche Materialien werden verwendet?
Die erste Stunde dient dazu, einen allgemeinen Überblick zu erlangen. Hierzu werden eine Übung, ein Video und ein Arbeitsblatt mit einem Sachtext eingesetzt. Im Gespräch mit den S*S sollen eigene Annahmen und Erfahrungen überprüft werden und sich eine Diskusion darüber entfalten. In der zweiten Unterrichtsstunde wird mit einem Video, einer Infografik und Informationskarten gearbeitet, um die Fachtermini aus den Bereichen geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung zu erarbeiten und aufzuzeigen, dass diese oft mit abwertenden Bedeutungen belegt sind.
In Stunde drei werden fiktive Geschichten von Menschen, mit denen sich die S*S identifizieren können, genutzt. Dies soll den Blickwinkel um weitere Perspektiven erweitern und einen empathischen Zugang zum Thema der sozialen Ungleichheit ermöglichen. In einer Gruppenarbeit bringen die S*S ihr Verständnis der in den Geschichten geschilderten Situationen im Rahmen des Entwurfes von Plakaten ein und können Gelerntes bereits anwenden.
In der vierten Stunde werden die S*S darin geschult, Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln. Sie analysieren die Gruppenarbeitsplakate und die Geschichten aus der vorangegangenen Stunde. Daraufhin überlegen sie, wie der Person zu helfen wäre. Die Möglichkeiten werden hinterher gemeinsam besprochen und allgemeine Regeln im Umgang mit Ungleichheiten entwickelt. Diese dienen den S*S als methodische Leitlinie für die eigenen Lebenssituationen, ermöglichen ihnen aber auch ein Eingreifen bei beobachteten Diskriminierungen. Die Materialien 10 und 11 dienen der Lehrkraft als Hintergundwissen.
Materialien
Material 1: Video – Gender - das soziale Geschlecht
Material 2: Sachtext – Gesellschaft und Geschlecht
Material 3: Informationskarten – Heteronormativität, Homofeindlichkeit und Normen
Material 4: Video – LGBTIQ*
Material 5: Infografik – LGBTQIA*
Material 6: Biografische Erzählungen – Soziale Ausgrenzungen
Material 7: Informationsmaterial – Beispiel des gezeichneten Flipcharts für die Gruppenarbeit
Material 8: Arbeitsblatt – „Verbündete sein“
Material 9: Informationsmaterial – Hilfestellung für abstrahierte Regeln
Material 10: Informationsmaterial – Sprache und Wirklichkeit
Material 11: Glossar – Geschlechtlichkeit und Diskriminierung
Weiterführende Literatur
Weiterführende theoretische Literatur
Berger, Peter und Thomas Luckmann. Die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit: Eine Theorie der Wissenssoziologie. Franfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2013.
Busche, Mart, Laura Maikowski und Ines Pohlkamp. (2010) Feministische Mädchenarbeit weiterdenken: Zur Aktualität einer bildungspolitischen Praxis. S.I., Bielefeld: transcript Verlag, 2010.
Chwalek, Dorothea, Miguel Diaz, Susann Fegter und Ulrike Graff. Jungen-Pädagogik: Praxis und Theorie von Genderpädagogik, Wiesbaden: Springer VS, 2013.
Czollek, Leah Carola, Gudrun Perko und Heike Weinbach. Lehrbuch Gender und Queer: Grundlagen, Methoden und Praxisfelder. Weinheim, München, 2009.
Fenstermaker, Sarah und Candace West. Doing Gender, Doing Difference: Inequality, Power, and Institutional Change, New York: Routledge, 2002.
Gildemeister, Regine und Angelika Wetterer. „Wie Geschlechter gemacht werden: Die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung, in: TraditionenBrüche: Entwicklung feministischer Theorie, Gudrun-Axeli Knapp und Angelika Wetterer (Hg.), Freiburg im Breisgau: Kore Verlag, 1992.
Goffman, Erving. “The Arrangement between the Sexes”, in: Theory and Society 4, 3 (1977), 301–331.
Goffman, Erving. Interaktion und Geschlecht, Frankfurt am Mainn: Campus Studium, 1994.
Hagemann, Karen und Jean H. Quataert (Hg.). Geschichte und Geschlechter: Revisionen der neueren deutschen Geschichte, Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2008.
Hark, Sabine (Hg.). Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie. Wiesbaden: VS Verlag, 2007.
Paseka, Angelika. „Geschlecht lernen rekonstruieren – dekonstruieren – konstruieren: Einige Anregungen für eine geschlechtssensible Pädagogik und Didaktik“, in: Geschlecht, Bildung und Kunst. Chancengleichheit in Unterricht und Schule, Sabine Hark (Hg.), Wiesbaden: VS Verlag, 2009, 15–39.
Walgenbach, Katharina. Heterogenität – Intersektionalität – Diversity in der Erziehungswissenschaft. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 2017.
Wetterer, Angelika. „Konstruktion von Geschlecht: Reproduktionsweisen der Zweigeschlechtlichkeit“, in: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie, Ruth Becker und Beate Kortendiek (Hg.), Wiesbaden: VS Verlag, 2008, 126–136.
Winker, Gabriele und Nina Degele. Intersektionalität: Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript Verlag, 2009.
Weiterführende praktische Literatur
Becker, Linda, Julian Wenzel und Birgit Jansen. Was ist eigentlich dieses LBGTIQ*? Dein Begleiter in die Welt von Gender und Diversität. Hamburg: migo im Verlag Friedrich Oetinger, 2021.
Focks, Petra. Starke Mädchen, starke Jungen: Genderbewusste Pädagogik in der Kita, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder, 2016.
Weiterführende Internetlinks
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4576.html
www.rise-jugendkultur.de/gender
https://www.quarks.de/gesellschaft/was-du-ueber-homophobie-wissen-musst-faq/
https://interventionen.dissens.de/materialien/erklaerfilm
https://queer-lexikon.net/woerterbuch-queer-deutsch-deutsch-queer/
https://abqueer.de/informieren/begriffe/
http://www.i-paed-berlin.de/de/Glossar/
https://www.quixkollektiv.org/glossar/
http://portal-intersektionalitaet.de/startseite/
https://www.pokubi-sachsen.de/media/49/Dossier.pdf
Carolin Kebekus: Lady Gender Gaga - alles wird sich gendern:
https://www.youtube.com/watch?v=cqNzWOQ5hdQ
Weiterführende Inormationen zu sexueller Orientierung und Normen (Stunde 2 im Ablaufplan)
https://www.quarks.de/gesellschaft/was-du-ueber-homophobie-wissen-musst-faq/
https://interventionen.dissens.de/materialien/erklaerfilm
https://queer-lexikon.net/woerterbuch-queer-deutsch-deutsch-queer/
https://abqueer.de/informieren/begriffe/
http://www.i-paed-berlin.de/de/Glossar/
https://www.quixkollektiv.org/glossar
Sie können auch die gesamte Materialsammlung zusammen mit dem kompletten Text dieser Unterrichtseinheit herunterladen.